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Gefüllt, gewickelt, geschmort – Kohlrouladen international

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kohlrouladen

Hausmannskost mit Tradition

Kohlrouladen und Krautwickel. Das Traditionsrezept aus Omas Kochbuch gilt als Klassiker der deutschen Küche und erfreut sich als gute Hausmannskost ungetrübter Beliebtheit. Doch hat der gefüllte Kohl auch einige Überraschungen zu bieten, gehört er auch in anderen Ländern auf den Speiseplan. So gibt es zahlreiche Rezepte dieses vermeintlich einfachen Gerichts, die sich traditionell, aber auch modern und kreativ von ihrer besten Seite zeigen.

Kulinarisch für sich entdeckt haben bereits die Byzantiner in der Antike die Möglichkeit, Blätter zum Füllen für kleine Köstlichkeiten zu nutzen. Sie verwendeten hierzu die Blätter verschiedener Pflanzen, jedoch hat sich besonders das Rezept mit gesäuerten Weinblättern im östlichen Mittelmeerraum durchgesetzt. Dort findet man es auch heute noch in verschiedenen Varianten. Vegetarisch mit Kräutern und Reis gefüllt als griechische Dolmades oder in verschiedenen fleischhaltigen Varianten, wie bei den armenischen Tolma. Bei den türkischen Sarma hingegen zeigt sich der fließende Übergang zur Kohlroulade: Die würzige Füllung aus Lammfleisch, Reis und Kräutern wird nicht nur in Weinblättern, sondern auch in Weißkohl oder Mangold gewickelt. So findet man Sarma auch heute noch in verschiedenen Varianten auf dem Balkan.

Im Mittelalter kamen die Kohlrouladen nach Mittel- und Osteuropa. Weil Kohl auch in kühleren Gegenden kultiviert werden konnte und obendrein wichtiger Vitaminlieferant in der kalten Jahreszeit war, setzte sich das Gemüse hier schnell durch. Noch heute gehören Kohlrouladen hier in vielen Ländern zu den Nationalgerichten.

Kohlrouladen – ein internationales Rezept in vielen Varianten

Der typische Charakter einer Landesküche lässt sich besonders dann gut beschreiben, wenn man vermeintlich einfache Gerichte in einer Basiszubereitung hat, die in den einzelnen Küchen im Einklang zu den eigenen Traditionen interpretiert wird. Die Kohlroulade ist hier ein dankbares Beispiel. Angefangen mit der Füllung, die mal vegetarisch, mal fleischhaltig mit Schwein, Rind und / oder Lamm, wahlweise mit oder ohne sättigende Zutaten wie Getreide oder Brot, mit verschiedenen Gewürze und / oder Kräutern gewürzt zubereitet wird, unterscheiden sich die Rezepte auch in der Garmethode: Geschmort, gekocht, gedämpft oder im Ofen gegart.

Deutsche Krautwickel und Chou farci

Die deutsche Kohlroulade oder der Krautwickel, wie sie im Osten und Süden Deutschlands heißt, wird in der weit verbreiteten Version meist mit reinem oder gemischten Schweinefleisch gefüllt und kräftig gewürzt: Majoran, Senf, Pfeffer, manchmal auch Paprika, oft mit Speck zu bereitet und in würziger Brühe gegart. Die Würzung der Füllung erinnert an die Zubereitung von Frikadellen und enthält ähnlich wie diese oft auch eingeweichtes Brötchen. Neben dieser mit Weißkohl zubereiteten Version sind auch Rezepte mit Wirsing recht weit verbreitet. Diese Variante kennen auch unsere französischen Nachbarn, bei denen besonders in den bergigeren Regionen ebenfalls Kohlrouladen oder Chou farci, wie sie hier genannt werden, auf dem Speiseplan stehen. Auch sie werden in Brühe zubereitet, die Füllungen sind vielseitig, mal mit Kastanien, aber auch mit Ente oder Pilzen.

Mit Tomaten, Pilzen oder Sahne

Auch unsere östlichen Nachbarn, die Polen, haben ganz charakteristische Rezepte für Kohlrouladen, die einen ähnlichen Stellenwert in der Traditionsküche Polens haben wie bei uns. Die Golabki (polnisch = Täubchen) zeigen hier unverwechselbar polnische Handschrift. Der Kohl, der auch Bestandteil eines weiteren polnischen Nationalgerichts, dem Bigos, ist, umwickelt eine Füllung aus mit Reis gemischtem Hackfleisch und häufig auch Pilzen,  typisch für Polen gewürzt mit Majoran, Muskat und Piment. Meist wird die Füllung vor dem Einwickeln gebraten, durch die dabei entstehenden Röstaromen wird sie besonders würzig, Geschmort werden die Golabki in Tomatensauce oder es wird eine cremige Pilzsauce dazu serviert. Ebenfalls mit einer Sahnesauce werden die finnischen Kaalikääryleet zubereitet, allerdings wird diese süßlich abgeschmeckt. Neben Reis wird hier auch anderes Getreide wie Gerste der Fleischfüllung beigemischt. Ebenfalls süßlich sind Holishkes, die aschkenasischen Krautwickel der Ostjuden. Der Süße, die hier durch Zugabe von Rosinen erreicht wird, wird ergänzt durch Zitronensaft und damit eine säuerliche Komponente. Gegart werden Holishkes ebenfalls in Tomatensauce.

Kohlroulade trifft Sauerkraut

In einigen Ländern Ost- und Südosteuropas werden Kohlrouladen mit Sauerkraut kombiniert. Die ungarischen Töltött Kaposzta sind einer Hackfleischmischung und Reis gefüllt, die, wenig überraschend, mit zweierlei ungarischem Paprika pikant abgeschmeckt und auf einem Bett aus Tomate, Schweinebauch und Sauerkraut im Ofen geschmort. Ähnlich zubereitet werden rumänische Samale, sie erhalten ihr besonderes Aroma jedoch durch reichlich Dill, Speck und saure Sahne. Abwechselnd mit Sauerkraut geschichtet werden sie als Eintopf zubereitet. Die Serben, bei denen verschiedene Varianten der Kohlroulade ebenfalls zu den Nationalspeisen zählen, wickeln ihre Kohlrouladen, die Sarma, gar mit gesäuertem Kohl. Auch sie werden mit reichlich Räucherfleisch und Sauerkraut zum Eintopf geschichtet. Die Kombination mit Säure wird auch in Griechenland geschätzt. Statt mit Sauerkraut werden die Lachanodolmades hier jedoch von einer für die griechische Küche typischen, intensiven Zitronensauce begleitet.

Kohlrouladen aus dem Nahen Osten und Asien

Auch im asiatischen Raum werden Kohlrouladen zubereitet, denen man die jeweilige Landeshandschrift ansieht. Als Dim Sum, kleine Köstlichkeiten, mit Schweinefleisch, Wasserkastanien und Gemüse gefüllt, in Spitzkohl gewickelt und über Dampf gegart: Chinesische Kohlröllchen. Japanische Kohlrouladen hingegen werden nicht nur in Brühe gegart, sondern auch darin serviert. Sie sind mit Shiitakepilzen und Hackfleisch gefülltIn Indien werden Kohlrouladen mit kräftig gebratenem und aromatisch scharfen Würzfleisch gefüllt und ebenfalls in Tomatensauce serviertDie arabische Variante der Kohlroulade ist deutlich kräftiger gewürzt: Lammfleisch mit der traditionellen, arabischen Gewürzmischung Baharat, Minze und reichlich Knoblauch werden zu Arabische Kohlröllchen.

Kohlrouladen modern und kreativ gefüllt

Über die klassischen Varianten hinaus gibt es noch einige moderne Varianten, die noch einmal einen Bogen schlagen, wie vielseitig die Kohlroulade sein kann: nicht nur als Hauptgericht, sondern als Beilage, als Fingerfood oder als Salat.

Wirsingpäckchen in Wacholdersahne
Eine schöne Beilage zu Wild und dunklem Fleisch: Semmelknödelmasse in Wirsingblätter gehüllt und gedämpft

Wirsingkugeln

Mit sahnigen Parmaschinkenfüllung in Form gebracht: Wirsinkugeln als kleine, Fingerfood taugliche  Vorpeise 

Rotkohlrouladen mit Cranberryfüllung und Cidresauce

Kohlrouladen kanadisch adaptiert: Fruchtig süßlich und dennoch würzig mit einer Mischung aus Schweinefleisch, Frühlingszwiebeln und Cranberrys gefüllt, in Rotkohl gewickelt. Die feine Cidresauce mit gebratenen Apfelwürfeln erhält ihre Würze durch Speck und einen Schuß Ahornsirup

Wirsingrouladen im Speckmantel mit Nussfüllung

Würzig in Speck eingewickelte Wirsingrouladen mit einer cremig-knusprigen Füllung aus kleinen Bratkartoffewürfelchen und Walnüssen, mit Crème fraîche verfeinert. Bekannte Zutaten „neu sortiert“.

Salat von Rotkohlröllchen mit Orangen-Nuss-Dressing

Rotkohlrouladen knackig frisch: Mit Quinoa, Kaiserschoten, Möhren und Frühlingszwiebeln gefülltbissfest gegart mit einer nussig-fruchtigen Vinaigrette. Eine vegegarische Variante, auch als pfiffige Vorspeise für ein Menü.

Was ist mit den Kohl-Resten?

Rouladen werden üblicherweise mit den Außenblättern hergestellt. Nach Innen hin werden diese immer kleiner und sind irgendwann auch nicht mehr für Päckchen zu gebrauchen. Vom Kohl ist dann aber immer noch ein Drittel bis zur Hälfte übrig. Hier ein paar Rezeptvorschläge.

Krautsalat international

Zunächst bietet sich natürlich Krautsalat an, den es ebenfalls international in ganz unterschiedlichen Zubereitungen gibt. Die Größe der Blätter ist hier egal. Auch Herzblätter können verwendet werden.

Bayerischer Krautsalat – mit Brühe, Essig und Speck

Amerikanischer Coleslaw – cremig süßlich mit Apfel und Mayonnaise

Schwedischer Orangen-Kohlsalat mit Möhre und Lauch

Türkischer Krautsalat aus Rotkohl mit Sesam und Bitterorange

Griechisch mit Sellerie und Zitrone

Kohl als Gemüse

Hierfür benötigt man noch Blätter einer gewissen Größe, um den Kohl in ordentliche Steifen oder Quadrate schneiden zu können.

Weißkohl-Curry in unterschiedlichen Varianten: Südindisch mild-pikant in Kokosmilch, schärfer auf malayisch und trocken mit Kokos aus Sri Lanka.

Käsetopf mit Wirsing, mit cremigem Fontina aus dem Piemont

Äthiopischer Kohleintopf, als Eintopf mit Kartoffeln, scharf gewürzt

Pizokel mit Wirsing-Käsesauce, noch ein Gericht aus der Alpenküche, hier aus der Schweiz mit Buchweizenspätzle

Wirsing-Kartoffel-Stampf

Kohl als Füllung

Schließlich kann man die Kohlreste als Füllung verwenden und dreht damit das Äußere nach Innen. Als Hülle dienen nicht mehr die Kohlblätter, sondern Teig. Alle folgenden Rezepte zeichnen sich dadurch aus, dass man sehr gut auch andere Gemüsereste in ihnen verstecken kann – und das sehr aromatisch.

Eierkuchen mit Gemüse-Bananen-Füllung

Tibetische Momos mit Gemüsefüllung

Bánh xèo – Vietnamesische Reispfannkuchen

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