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Der Granatapfel – ein Apfel für die Liebe

„Rote Bänder sind deine Lippen; lieblich ist dein Mund. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe hinter dem Schleier. … Ein Lustgarten sprosst aus dir, Granatbäume mit köstlichen Früchten, Hennadolden, Nardenbüten; Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, allerbester Balsam. Die Quelle des Gartens bist du … Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, schlafen wir in den Dörfern. Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen und sehen, ob der Weinstock schon treibt, ob die Rebenblüte sich öffnet, ob die Granatbäume blühen. Dort schenke ich dir meine Liebe.“ 

(Hohelied, Kap. 4 / 6)

Es ist mehr als 3000 Jahre her, dass das romantische Stelldichein zweier Liebender in einem Granatapfelgarten so poetisch niedergeschrieben worden. Dieser Auszug aus dem Hohelied Salomons zeigt nicht nur, dass der Granatapfel zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt zählt, sondern dass ihm auch schon früh die Symbolik von Liebe, Fruchtbarkeit und Leben zugeschrieben wurde. Die starke Symbolik für Fruchtbarkeit rührt wohl vom besonderen Aufbau der Frucht: Hinter der harten Schale verbergen sich zahlreiche kleine Samen, die jeder für sich in ein eigenes Saftsäckchen eingebettet sind und so gewissermaßen zahlreiche einzelne Früchte darstellen. Von diesen Samen rührt ist auch der lateinische Name „Punica granatum“ abgeleitet: „Punica“ bedeutet samenreich, „Punica“ ist ein Verweis auf Punien (Phönizien, heutiges Tunesien), dem nach römischer Auffassung besten Anbaugebiet für Granatäpfel

Granatapfelblüte (Gernot Katzer)

Aussehen und Darstellung

Doch sind es nicht nur seine vielen Kerne, die den Granatapfel zu einer auffälligen Frucht werden lassen: schon vor der Blüte macht der bis zu 15 m große Baum mit intensivrotem Laub auf sich aufmerksam. Und auch die trichterförmigen Blüten geizen nicht mit ihrer roten Pracht, die je nach Sorte gefüllt oder ungefüllt sein können. Die hartschaligen, orangengroßen Früchte schließlich sind reif ebenfalls intensiv orange bis dunkel rot. Kein Wunder, dass Granatäpfel von alters her auch als Zierpflanze in Gärten angepflanzt wurden. Die Zwergformen des eigentlich im westlichen Asien beheimateten Granatapfels sind auch bei uns auf der Terrasse oder als Zimmerpflanze beliebt.

Hera mit Granatapfel

Charakteristisch für den Granatapfel sind neben der harten Schale die verhärteten Kelchblattzipfel. In dieser Form ist der Granatapfel bereits in der Antike immer wieder dargestellt worden: Die Kapitelle der Säulen des Salomonischen Tempels sollen mit einer Doppelreihe Granatäpfel geschmückt gewesen sein (u.a. 1 Kön 7,18). Auch gibt es mehrere Darstellungen von Göttinen (u.a. Hera), die mit einem Granatapfel in der Hand abgebildet wurden. Ähnliche Darstellungen finden sich später bei Bildnissen und Statuen der Madonna oder des Jesuskindes. Im Stadtwappen der im größten spanischen Anbaugebiet und wohl daher nach ihm benannten Stadt Granada findet sich der Granatapfel ebenso wie im spanischen Staatswappen.

Inhaltsstoffe

Ebenso auffallend wie das Erscheinungsbild sind seine Inhaltsstoffe. Er ist reich an Kalium und enthält Calcium, Phosphor und Eisen und die Vitamine C, B1 und B2. In der Volksmedizin wurde Granatapfelrinde früher als Mittel gegen Bandwürmer und andere Parasiten eingesetzt. Der Saft diente der Nervenstärkung und Anregung. In jüngster Zeit erweckt die Frucht zunehmend das Interesse von Wissenschaftlern. Im Mittelpunkt stehen hier vor allem die antioxidative Wirkung der Polyphenole, die im Granatapfel um ein Vielfaches höher sind als in Rotwein oder Grüntee. Erforscht werden begünstigende Effekte unter anderem in der Krebstherapie, bei Arteriosklerose und bei Kreislauferkrankungen.

Die intensive Farbe und die in der Schale reichhaltig enthaltende Gerbsäure werden schon seit Jahrhunderten als Färbemittel unter anderem für Teppiche genutzt.

Ziergranatapfel (Gernot Katzer)

Kulinarik – Verwendung

Nicht nur beim Färben von Textilien wird die tief rote Farbe des Granatapfelsaftes genutzt. Aus den Kernen wird der bekannte Grenadine-Sirup hergestellt, der vor allem in Cocktails, aber auch in Desserts Verwendung findet. Granatapfelsaft ist sehr erfrischend und eignet sich nicht nur im Sommer hervorragend als Durstlöscher.

Saftgewinnung

Ihn gewinnt man, in dem man zunächst die Frucht auf der Tischplatte kräftig rollt. Nun kann man – ganz ursprünglich – ein Loch hinein bohren und den Saft so oder mit Hilfe eines Strohhalms auspressen. Granatäpfel lassen sich jedoch auch gut mit Hilfe einer herkömmlichen Zitruspresse entsaften. Im Winter bietet sich auch ein aromatischer Granatapfel-Punsch an. Selbstverständlich kann man den Granatapfelsaft auch zur Weiterverarbeitung als Gelee nutzen: ob sinnlich mit Rosé und Vanille oder fruchtig-aromatisch mit Mandarinen und Koriander.

Granatapfelkerne

Um die Kerne ohne die bitteren Scheidewände zu erreichen, ist es günstiger, die gerollte Frucht mit dem Messer nur anzuschneiden, den Saft aufzufangen und sie dann mit den Fingern aufzubrechen. Möglichst in einer Schüssel mit Wasser kann man so die Samen aus der Frucht lösen. Die weißen Trennhäute schwimmen nach oben und können abgeschöpft werden. Man kann auch ohne Wasser arbeiten, dann zum Abmildern der Spritzgefahr eine möglichst hohe Schüssl nehmen und die aufgebrochenen Stücke mit der Schale nach oben umstülpen, dann gehen die Spritzer weit gehend nach unten und der Saft kann aufgefangen werden.

Kerne und Saft eignen sich als Zugabe zu Salaten, Saucen und Süßspeisen. Eine ausgefallene Vorspeise nicht nur für das Weihnachtsmenü ist hier der Eichblattsalat mit Entenleber und Granatapfel-Vinaigrette, bei dem der Granatapfel unter anderem mit Honig, Portwein, Kapern und Rosinen kombiniert wird. In der orientalischen Küche wird Granatapfel darüber hinaus auch zum Würzen von Fleisch- oder Fischgerichten verwendet: Granatapfel als typische Säuerungszutat findet sich beispielweies im Persischen Rindergulasch mit Backpflaumen und Walnüssen. Bei der – aus der gleichen Region stammenden – Granatapfelsuppe mit Fleischbällchen geben darüber hinaus die gemahlenen Kerne den Hackfleischbällchen eine besondere Konsistenz und ein nussiges Aroma.

Kibbeh Pie

Die ganzen Kerne verleihen dem Kibbeh Pie mit Lammhack und Bulgur eine fruchtig-knackige Note. Zum säuerlich, fruchtigen Aroma passen aber auch hervorragend Chili oder Pfeffer (auch roter, Sichuan- oder Kubebenpfeffer), wie zum Beispiel im tiefroten pikanten Granatapfellikör oder in der Mousse au cacao mit geeisten Granatapfelkernen.  Aber auch mit frischen Kräutern wie Minze und Basilikum oder dem eher herben Aroma von Feldsalat und Rauke bieten sich reizvolle Kombinationen an. Vorsicht ist bei der Zubereitung geboten, da der Saft auf Textilien Flecken hinterlässt, die praktisch nicht zu entfernen sind.

Erhältlich sind Granatäpfel überwiegend im letzten Jahresdrittel. Doch können die Früchte auch sehr gut gelagert werden: Im Kühlschrank sind sie einige Monate haltbar. Allerdings lassen sie sich bei langer Lagerung meist nur noch zur Saftgewinnung verwenden. Da die Früchte nicht nachreifen, sollten sie beim Einkauf auf reife Früchte achten, die man beim Klopfen an ihrem metallischen Klang erkennt.

Rezepte mit Granatapfel

All
Auflauf
Beilage
Bowlen / Punsch
Brotzubereitungen
Cocktail / Mixgetränke
Cremespeise
Dips
Eintopf / One Pot
Fingerfood
Fischgericht
Fleischgericht
Konfitüren, Marmelade
Liköre / Wein / Schnaps
Obstgericht
Pasta / Nudelgerichte
Reisgericht
Salat
Suppe
Öl
Cross Over
Etwas aufwändigere, aber sehr aromatische, Aromen reiche Vorspeise mit unterschiedlichen Texturen
Papaya-Chili-Salat in der Parmesanhippe mit Camembert in der Kräuter-Pfefferkruste auf Feldsalat
Cross Over
Zander auf der Haut gebraten in herb-säuerlicher Granatapfel-Safransauce in Ingwersahne
Zander kross gebraten mit Safran-Ingwer-Granatapfel-Sauce
Libanon
Döner auf libanesische Art mit mariniertem Hähnchensteak, gebratenem Gemüse, gegrillter Tomate, gebackenem Haloumi und aromatischen Saucen
Hähnchenschawarma
Levante, Libanon, Naher Osten
Aromatische Sauce aus gerösteten Paprika, Tomate, Knoblauch und Zatar
Libanesische Paprikasauce
Iran, Persien
Mit reichlich Kräutern verfeinerte Creme aus gegrillter Aubergine und Tomate; die persische Variante von Babaganoush
Nazkhatun – Auberginencreme
Cross Over
Aromatische Lasagne mit gedünstetem Spinat, Granatapfel, optional Lammbolognese und würziger Gorgonzola-Bechamel
Spinatlasagne mit Granatapfel
Cross Over
Gebratenes Geflügel mit jungem Spinat, frischen Granatapfelkernen, Ziegenkäse und Sesam-Zitronensauce
Geflügelburger mit Spinat und Granatapfel
Cross Over
Herb-fruchtige Tabouleh-Variante mit Bulgur, Frühlingszwiebeln, knackig-erfrischenden Granatapfelkernen und nussigem Feldsalat; schöne Beilage zum Beispiel zum Grillen
Tabouleh mit Granatapfel und Feldsalat
Türkei
Türkischer Mungobohnensalat mit Frühlingszwiebel und Granatapfeldressing
Mungobohnensalat mit Granatapfel
Ägypten, Naher Osten
Fleischbällchen aus Lammfleisch mit Pinienkernen und Rosinen in einer aromatisch-pikanten Tomatensauce mit Chili und Safran
Kofta Daoud Basha – Ägyptische Fleischbällchen
Naher Osten, Türkei
Türkische Weizenpudding mit Trockenfrüchten und Nüssen
Asure – Noahs Pudding
Israel, Levante, Naher Osten
Bulgurauflauf mit einer Füllung aus Lammfleisch, Nüssen, Pinienkernen und Granatapfel
Kibbeh Pie
Türkei
Erfrischender Obstsalat aus der Türkei mit Granatapfel, Birnen, Orangen, Dill und Walnüssen
Granatapfel-Birnensalat
Cross Over
Intensives Würzöl mit den Aromen des Orients. Zum Aromatisieren von Gegrilltem oder zum Fondue.
Würzöl 1001 Nacht
Cross Over
Herbe Kakaomousse mit Ingwer, Pfeffer und Koriander gewürzt mit eisigen, in Rum marinierten Granatapfelkernen; ein würzig herb-frisches Dessert voller Kontraste
Mousse au Cacao mit geeistem Granatapfel
Cross Over
Aromatischer Likör aus Granatapfelkernen mit Sichuanpfeffer verfeinert
Pikanter Granatapfellikör
Cross Over
Teepunsch mit Granatapfel, Rum, Zimt, Bittermandel, Nelke, Kardamom und Orange
Granatapfel-Punsch
Cross Over
Gelee aus Granatapfelsaft und Rosé mit Vanille aromatisiert
Granatapfelgelee
Cross Over
Mandarinengelee mit Granatapfelsaft, Koriander und Vanille
Granatapfel-Mandarinen-Gelee
Frankreich
Gebratener Entenleber auf Eichblattsalat mit einer aromatischen, ausgefallenen Vinaigrette aus Granatapfelkernen, Honig, Kapern, Rosinen und Portwein
Eichblattsalat mit Entenleber und Granatapfel-Vinaigrette
Cross Over
Gebratener Fenchel und gebratene Scampi auf Chicoree mit geeisten Granatapfelkernen; eine erfrischend fruchtige Vorspeise mit wenig Zutaten, aber kontrastreichen Aromen
Chicorree-Fenchelsalat mit geeisten Granatapfelkernen und Scampi
Iran, Persien
Fruchtig-nussiges Schmorgericht mit süßlicher Würze
Persisches Rindergulasch mit Backpflaumen und Walnüssen
Cross Over
Fruchtig-eisiger Zwischengang
Geeister Granatapfel mit Wodka
Georgien
Klassischer Schaschlikspieß aus der Ursprungsregion des Schaschlyk mit Rindfleisch und kalter Walnusssauce
Schaschlyk mit Walnusssauce
Levante, Naher Osten, Syrien
Syrischer Dipp aus gehackten Walnüssen, Paprika, Zwiebeln, Olivenöl und geriebenem Brot, scharf mit Chili abgeschmeckt
Muhammara – Paprika-Nuss-Dipp
Cross Over
Granapfeldrink aus Granatapfelsaft mit Orangenblütenwasser aromatisiert, wahlweise mit Sekt oder Mineralwasser aufgespritzt
Gespritzter Granatapfel
Indien, Südindien
Erfrischend schmeckendes Reisgericht mit Joghurt und Gewürzen
Daddojanam – Südindischer Joghurt-Reis
Iran, Naher Osten, Persien
Würzige Suppe auf Fleischbasis mit Spinat, Granatapfelsaft und Lammfleischbällchen mit reichlich Kräutern
Granatapfelsuppe mit Fleischbällchen
Georgien
Frittierte Fleischbällchen mit Paprika, Koriander, Bockshornklee und Sumach gewürzt; mit Nuss- oder Pflaumensauce serviert
Abkhazura – Georgische Fleischbällchen
Georgien, Kaukasus
Säuerliche Walnuss-Sauce aus Walnüssen, Granatapfelsaft, Paprika und Koriander; zu gebratenem oder gekochtem Fleisch, besonders zu Geflügel
Sazebeli-Sauce – Georgische Walnusssauce
Nordafrika, Spanien
Sephardischer Eintopf aus verschiedenen Rüben mit Tomate und getrockneten Aprikosen, Hackfleischbällchen aus Lamm und würzig gedämpftem Couscous
Gemüseeintopf mit Lammbällchen und Couscous
Marokko, Nordafrika
Sinnliche Aromen von Zimt, Kreuzkümmel, Granatapfelsaft und Paprika in einer kräuterfrischen Creme aus gegrillter Aubergine und Tomate
Zaalouk – Marokkanische Auberginencreme

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