Die wachsamen Augen Buddhas, ein Platz wie eine Rouletteschüssel und Chilisauce mit Blütenduftaroma
heute berichte ich Dir von ein paar weiteren Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Kathmandu. Viele dieser Sehenswürdigkeiten gehören zum tibetischen Kulturkreis, da das Kathmandu-Tal auf der historisch wichtigen Karawanenroute von Indien nach Tibet liegt und seit Jahrhunderten auch von Tibetern besiedelt wurde, die das alte buddhistische Erbe der Region wieder aufleben ließen. Nach der Okkupation Tibets 1959 siedelten sich auch viele tibetische Flüchtlinge an, die sehr vom Tourismus profitieren und ständig neue Klöster und Tempel errichten.
Das wahrscheinlich bekannteste tibetische Heiligtum ist der Komplex von Swayambunath. Nach nur einer halben Stunde Fußmarsch von Thamel erreicht man einen steilen Hügel, der von einem schneeweißen Stupa und mehreren Tempeln gekrönt wird. Als Stupa bezeichnet man jene halbkugel- bis glockenförmigen Bauwerke, die das erleuchtete Bewußtsein des Buddha symbolisieren und die in ihrer nepalischen Ausführung stets mit vier Gesichtern in den vier Himmelsrichtungen geschmückt sind: Die wachsamen Augen des Buddha blicken in die Landschaft, und seine Nase (geformt wie das nepalische Ziffernzeichen für Eins) steht für die Einheit allen Seins.
Auf der Ostseite des Hügels führt eine steile Treppe empor, bis man die Plattform erreicht, in deren Mitte der Stupa glänzt (oder zumindest bei besserem Wetter glänzen würde). Während man den Stupa im Uhrzeigersinn umrundet, passiert man einige Tempel, zwei Klöster und eine riesige Anzahl von Souveniershops, die sich vor allem auf tibetische Klangschalen spezialisiert haben. Diese Bronzegefäße klingen beim Anschlagen hell wie Glocken, und ihr wohltuender Ton soll nach tibetischer Vorstellung Körper und Seele heilen (die heilsame Wirkung auf die Geldbörsen der Souvenierhändler ist unbestritten).
Der Abstieg an der Westseite führt zu einer richtigen tibetischen Enklave mit vielen neuen Klöstern und auch einem Figurenpark mit drei monumentalen, goldglänzenden Statuen, deren Farbenpracht grenzwertig kitschig wirkt. In der Mitte thront Buddha Shakyamuni, der historische Buddha, in seiner schlichten Ikonographie. Ihm zur Rechten sitzt der vierarmige Avalokiteshvara, der auf Tibetisch Chenrezig genannt wird und von dem der Dalai Lama eine Inkarnation sein soll, und zur Linken erkennt man an dem Dreizack und den starr aufgerissenen Augen Padmasambhava (oder Guru Rinpoche, wie ihn die Tibeter nennen), jenen indischen Mönch, der den Buddhismus nach Tibet gebracht hat.
Beschaulicher und richtig meditativ geht es dagegen in Baudhnath zu, einer kleinen Ortschaft 20 km östlich von Kathmandu. Hier steht ein riesiger Stupa auf einem von mehrstöckigen Newari-Häusern und einigen tibetischen Klöstern eingerahmten Platz, der fast wie eine gigantischer Rouletteschüssel wirkt. Angeblich hat bereits der indische Kaiser Ashoka hier einen Stupa errichten lassen, aber das aktuelle Bauwerk ist viel jünger.
Trotz der vielen Restaurants und Souveniershops ist die Atmosphäre nirvanahaft entspannt, und die unzähligen CD-Shops beschallen die ganze Gegend mit einem beruhigenden „om mani padme hum“ (mp3).
Zwar haben die gesungenen Mantras mit tibetischer Tradition etwa soviel zu tun wie “Time to Say Goodbye” mit einer Oper, aber es sind schöne Klänge, die ich mir gerne anhöre. Das Mantra „om mani padme hum“ wird vor allem mit Chenrezig assoziiert und läßt sich kaum übersetzen: „Om“ ist die Silbe, deren Aussprechen den Körper auf den Weg zur Medidation bringen soll und hat keine auch nur einigermaßen akzeptable Entsprechung in außerindischen Sprachen; „mani“ heißt „Juwel“, „padma“ ist natürlich die Lotusblume und „hum“ ist auch wieder so ein mystisches Wort ohne direkte Bedeutung. Die Geister scheiden sich daran, ob man „mani padme“ als „Juwel im Lotus“ (Mehrheitsmeinung) oder als „das Juwel, das Lotus ist“ aufassen sollte.
Der Besuch eines tibetischen Klosters ist für mich immer ein Erlebnis. Im Herzen liegt ein Meditationsraum voller niedriger Bänke, auf denen die Mönche mehrmals täglich Platz nehmen, um gemeinsam heilige Sutras zu rezitieren und sich in ihr eigens monotones Murmeln zu versenken. Vielstimmig wie ein gregorianischer Choral ertönt die Rezitation, und der Tourist nimmt am RandeRote Rübe, Rote Beete, Rande, Rahne, Salatrübe, Salatbete Herkunft ursprünglich... Platz, um zu lauschen und (falls angeboten) ein Glas Butertee zu schlürfen; in keiner anderen Religion habe ich jemals eine Zeremonie erlebt, die auf mich einen ähnlichen Eindruck wie eine buddhistische „puja“ gemacht hätte.
Wenn der Meditationsraum leer ist, kann man auch umhergehen und photographieren. Die bemalten Wände zeigen Buddhafiguren, an der Frontseite findet man Statuen von Buddhas oder auch von vergangenen Lamas des entsprechenden Klosters, und überall hängen thangkas, das sind Gemälde, die nach einer strengen Ikonograpie den gedanklichen Weg zur Buddhaschaft zeichnen und die als Meditationshilfe dienen. Ein „Thangka“ ist gewissermaßen eine Landkarte oder ein Grundriß, die man durch Meditation dreidimensional ausbauen muß, um den Weg ins Zentrum der Darstellung zu finden, wo (vielleicht) das erleuchtete Bewußtsein wartet.
Passend wäre es jetzt, über die tibetische Küche zu plaudern, so wie sie in Nepal gepflegt wird, aber ehrlich gesagt gibt es da gar nicht so viel zu berichten. Jedenfalls war die tibetische Küche in Dharamsala abwechslungsreicher als hier.
Natürlich bekommt man in Kathmandu an jeder Straßenecke Momos angeboten, jene halbmondförmigen gefüllten NudelnBeschreibung Nudeln ist der Oberbegriff für Teigwaren, die verschieden geformt..., die ich bereits vor Monaten aus Dharamsala beschrieben habe. Sie sind hier mit Büffelfleisch oder einer Gemüsemischung gefüllt und werden fast immer gedämpft, in Kathmandau auch manchmal frittiert. Dazu reicht man manchmal eine Chili-Sauce, meist salzige Industrieware, manchmal aber auch eine Art Gemüsecrèmesuppe, genauer gesagt einen dünnflüssigen und pürierten Curry aus Gemüse und LinsenHerkunft Kleinasien Beschreibung Auch die Linse ist bereits seit rund.... Der ist mit viel Curcuma und Kreuzkümmel und manchmal auch Sichuanpfeffer gewürzt und schmeckt ganz interessant. Absolut spektakulär waren die Momos mit einer hausgemachten Chilisauce aus rohem akhabare khursani, einer extrem scharfen Sorte mit elegantem blütenduftartigem Aroma. Da kommen Erinnerungen an die salsa habanero auf, die ich vor unglaublich langer Zeit mal in den USA gekauft hatte und die über Jahre hinweg das Schärfste war, was ich im Haus hatte.
Auch bei den tibetischen Suppen, egal ob Momos, Bandnudeln oder Flachnudeln, gibt es erhebliche Unterschiede. Gewöhnlich ist die Suppe eine klare und recht dünne Fleischbrühe mit Gemüse- und Fleischeinlage; allerdings bereiten viele Nepalesen diese Suppen herzhafter zu und schmoren noch ein paar Gewürze (ZwiebelZipolle, Zippel, Bolle; Eng: onion; Franz: oignion Herkunft Zentralasien Beschreibung..., Knoblauch, Kreuzkümmel, Curcuma) in Fett an. Das gibt der Sache mehr Geschmack und mehr Körper, läßt sie aber auch eher wie einen Curry als wie eine Suppe schmecken. Eine ähnliche Technik, angebratene Gewürze mit Brühe abzulöschen und daraus Suppe zu bereiten, habe ich auch in Indonesien kennengelernt.
Andere tibetische Speisen jenseits des Momo-und-Suppen-Komplexes bekommt man erstaunlicherweise selten angebiten, und dann eher in den teuren Touristen-Kneipen. Mit sha palep habe ich dort einmal mit Büffelfleisch gefüllte frittierte Teigtäschchen gegessen, die leider trotz des hübschen Aussehens geschmacklich schwer enttäuschten und im wesentlichen so wie indische Fleisch-Samosa ohne jede Spur von Gewürzen schmeckten.
Und das ist jetzt das vorläufige Ende aus dem Kathmandu-Tal – vorläufig, weil ich für mein Indien-Visum wahrscheinlich noch einmal zurückkommen muß (oder, kulinarisch gesehen, darf). Nächstes Mal melde ich mich dann aus Bandipur, einem kleinen historischen Newari-Städchen.
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